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Rückblick

Hospizwagen

Ein kleiner Wagen, der das Leben schöner macht

Mönkeberg (Nitsch) Auf den ersten Blick offenbart sich die kleine»Kommode« nur als schmuckes Möbelstück, wobei lediglich eine dezente Plakette auf die »Hospizbewegung Heikendorf« als Spender hinweist. Die inneren Werte eröffnen sich erst beim Öffnen der drei Schubladen, denn bei dem Schränkchen auf Rädern handelt es sich um einen sogenannten »Hospizwagen« - üppig gefüllt mit Anregungen zum Bewegen, Nachdenken und Träumen. Im Rahmen des Sommerfestes im Haus Mönkeberg wurde die kleine »Schatztruhe« an die Senioren - und Pflegeeinrichtung übergeben: »Der kleine Rollwagen steht Tag und Nacht für alle Bewohner, Pfleger und Angehörige des Hauses zur Verfügung und soll helfen, eine beruhigende, wohltuende Atmosphäre sowohl für die Bewohner als auch für die Begleiter selbst herzustellen«, erläutert Catharina Schröder, 1. Vorsitzende der Hospizbewegung, im Rahmen der Übergabe an die Leiterin der Pflegeeinrichtung Birgit Muhr. Unter anderem CD-Player mit CD´s, schöne Bücher, Kuschelstoffe sowie Utensilien zum Malen und Schreiben stehen zur Verfügung, extra entwickelt wurde außerdem ein Handbuch für den Einsatz mit vielen Tipps und Vorschlägen. Ergänzt wurde der kleine Wagen durch einen Aromavernebler und verschiedene Duftöle, die von der Herzapotheke gestiftet wurden, auch ein Gesangbuch legte Pastor Martin Anderson von der evangelischen Kirche Mönkeberg mit dazu. »Wir möchten mit dem Hospizwagen alle Betroffenen bei Fragen und Zweifeln unterstützen, um eine würdevolle Lebensbegleitung bis zuletzt zu ermöglichen«, bekräftigt Agnes Baxmann und lädt herzlich ein, sich vertiefend über die Handhabung der mobilen Schatzkiste zu informieren: Der erste Infoabend hierfür findet am 16. November von 15 bis 17 Uhr im Haus Mönkeberg (Pavillon) für alle interessierten Angehörigen und ehrenamptlichen Freunde des Hauses Mönkeberg statt. Anmeldungen und Rückfragen bitte an Agnes Baxmann, Schreibersbruch 4, 24248 Mönkeberg, ( Tel.: 0431/553030, Email: agnes.baxmann@t-online.de)

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Agnes Baxmann, Margith Collath und Catharina Schröder von der Hospizbewegung bei der Übergabe des Hospizwagens an Silvia Sacht und Margit Muhr vom Haus Mönkeberg (v.r.) Foto Nitsch

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»Gut behütet« präsentieren Ute Redlin, Margith Collath und Agnes Baxmann eine Auswahl der vielen Möglichkeiten des neuen Hospizwagens.(v.l.) Foto Nitsch

» Am Ende des Lebens«

Vortragsveranstaltung am 25. Februar 2015

» Am Ende des Lebens - selbstbestimmt Sterben aus der Sicht christlicher Ethik«

Zahlreiche Zuhörer fanden sich im Heikendorfer Rathaus ein, um dem Kieler Theologieprofessor und Ethiker Dr. Hartmut Rosenau mit seinem großartigen Vortrag über die ethische Problematik selbstbestimmten Sterbens zuzuhören.

Eineinhalb Stunden folgte ein hoch konzentriertes Publikum dem Referenten, der zunächst der Frage nachging, was denn menschlich gute Lebensführung sei. Welche Motive, Inhalte und Ziele bewegen den handelnden Menschen - und welche Folgen ergeben sich daraus? Die Antwort ist abhängig vom jeweiligen Menschenbild: Stehen Eigenverantwortung, Würde und Selbstbestimmung im Vordergrund, so ist es ein Thema aus dem Bereich der Individualethik. In der Bewertung ist jedoch zu berücksichtigen, dass jeder Mensch in ein Beziehungsgeflecht eingebettet ist. (Sozialethik). Wie wir uns auch entscheiden, wir leben nicht isoliert und tragen die Verantwortung für unser Handeln, wann immer es eine Alternative gibt.

Wenn wir also über selbstbestimmtes Sterben nachdenken, so sind auch unsere Nächsten betroffen und nicht zuletzt die Menschen, die sich am Ende unseres Lebens um uns kümmern. Daher kann es keine Pauschallösung für den Umgang mit dem Sterbewunsch eines todkranken Menschen geben. Was in einer gegebenen Situation das Beste wäre, wird immer eine ganz persönliche Gewissensentscheidung bleiben.

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Catharina Schröder und Dr.Hartmut Rosenau

Hobbymarkt Schönkirchen

Auf dem Kunst-und Hobbymarkt in Schönkirchen hat die »Bis dann...«Hospizbewegung Heikendorf zusammen mit dem Hospizförderverein »Gabriel« Fotokarten und Fotokalender verkauft.Der Erlös ging an das Hospiz Kieler Förde.

Auf dem Kunst-und Hobbymarkt in Schönkirchen hat die »Bis dann...«Hospizbewegung Heikendorf zusammen mit dem Hospizförderverein »Gabriel« Fotokarten und Fotokalender verkauft.Der Erlös ging an das Hospiz Kieler Förde.

Mama liegt im Sterben – und wo bleibt das Kind?

Projekt KLEE stellt in seiner Hospizarbeit die Kinder in den Mittelpunkt

(Aus dem Probsteer , 31.10.2013)
ast.Heikendorf. Geblieben ist das Schweigen. Kinder werden heute in der Regel nicht mehr von todkranken Angehörigen ferngehalten. Auch Beerdigungen besuchen sie. Eines hat sich jedoch nicht geändert – dass Erwachsene die Krankheit allzu oft verschweigen. Sie weichen Fragen der Kinder aus. Versuchen, sie mit »Es wird alles wieder gut« zu beruhigen. Das Kind bleibt verunsichert. Es fragt sich, ob es immer traurig sein muss, dass Mama so krank ist – oder ob es auch einmal lachen darf.

»Wenn die Welt Kopf steht!« lautete das Thema des diesjährigen Kreishospiztages. Die Hospizbewegung »Bis dann…« Heikendorf richtete das Treffen erstmals aus. Rund 85 Zuhörer waren in die Mensa der Ganztagsschule gekommen, um von einem jungen Projekt der Hospiz-Initiative Kiel zu hören. KLEE – Kinder lebensbedrohlich erkrankter Eltern – heißt es. Seit Juli 2012 haben Ehrenamtliche 20 Familien begleitet, in denen die Mutter oder der Vater sterbenskrank ist. Meist ist es Krebs. 37 Kinder leben in diesen Familien in Kiel und der näheren Umgebung. Koordinatorin Nadine Kuklau kennt es nur zu gut, wenn Erwachsene über die Krankheit schweigen. »Was passiert: Die Kinder tun es auch.Da möchte das Projekt KLEE konkret ansetzen« , sagte sie. Ziel sei es, dass die Familie wieder kommuniziert, dass den Kindern die Angst genommen wird. Denn wenn das Elternteil im Krankenhaus liegt, wenn Pflege zu Hause organisiert werden muss, bestimmt der Krebs das gesamte Familienleben. In Kuklaus Worten: »Die ganze Familie hat dann eine Krebserkrankung.«

Sofort, als das spendenfinanzierte Projekt begann, habe es einen Ansturm gegeben: »Familien haben tatsächlich darauf gewartet« , so die Sozialpädagogin Kuklau. Die Ehrenamtlichen, die die Familien besuchen, sprechen mit den Kindern über den Krebs. Fragen, was sie über das Sterben wissen. Halten Familienrituale am Leben. Sie geben dem Kind einen Raum, den es braucht – einen Raum, in dem einmal nicht der Krebs im Mittelpunkt steht. Für betroffene Kinder gibt es monatlich das Angebot einer Gruppe, geleitet von einer Kunst – Therapeutin. KLEE will zeigen, dass sich trotz der Krankheit nicht alles ändern muss: dass sich Kinder ausserhalb von Zuhause an bekannte Regeln zu halten haben. Dass die schwerkranke Mutter immer noch Mama ist und von den Sorgen ihrer Kinder wissen darf.

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Nadine Kuklau, Koordinatorin von KLEE, einem Projekt der Hospiz-Initiative-Kiel,berichtete dem Kreishospiztag von KIndern, die mit der Erkrankung eines Eltenteils konfrontiert sind. Foto: Stolte

Mit ihrem Vortrag hat Kuklau den Hospizvereinen des Kreises (Heikendorf, Preetz, Lütjenburg und Plön) nahegebracht, dass Hospizarbeit mit Kindern möglich und nötig ist. Catharina Schröder, die 1.Vorsitzende von » Bis dann…« stimmte im Abschluss zu, die Hospizvereine würden diesen Bereich ausweiten müssen. Auch wenn KLEE nur Familien im Großraum Kiel begleiten kann – Nadine Kuklau berät Hilfesuchende aus dem ganzen Land: Tel. 0431–22033544.

»Einen Engel wünschen wir Ihnen …«

(Aus dem Probsteer 13.12.2012)

PB. Unter diesem Motto hat der Hospiz- und Hospizförderverein Gabriel e.V. erstmals auf dem Weihnachtsmarkt vor dem Haus Mönkeberg mit dem ambulanten Hospizverein Heikendorf „Bis dann...“ Engelkarten und Selbstgebasteltes zu Gunsten des stationären Hospizes verkauft. Die Engelmotive wurden von der achtköpfigen Malgruppe des Hauses Mönkeberg extra für diesen guten Zweck gemalt. Nach Abzug der Druckkosten konnte „Gabriel“ 250 Euro als Spende an das stationäre Hospiz weiterleiten. Dadurch angespornt konzentriert sich die Malgruppe nun auf den ersten Mönkeberger Hobbymarkt am 16. und 17. März. Dort wird sie wieder Karten mit Mönkeberger Motiven zu Gunsten des stationären Hospizes anbieten. „Gabriel“ ist Mitgesellschafter des stationären Hospiz Kieler Förde im Verbund mit den ambulanten Hospizvereinen des Kreises Plön. Dort finden Menschen ein würdevolles letztes Zuhause. Da die Vereine zehn Prozent des Tagessatzes für das Hospiz selbst aufbringen müssen, ist jede Spende ist wichtig. Die Spendenkonten: Förde Sparkasse Kiel, BLZ 21050170, Konto 100048545, oder Deutsche Bank Kiel, BLZ 21070020, Konto 0576009.

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Carola Münzel und Agnes Baxmann von Hospiz-und Hospizförderverein Gabriel e.V. sowie Ina Asmussen, Renate Sorgenfrey und Heike Lorenz von der ambulanten Hospizbewegung Heikendorf e.V. (v.l.) freuen sich über einen gelungenen Mönkeberger Weihnachtsmarkt. Foto Nitsch

»Die Trauer im geschützten Raum in Worte fassen«

(Aus dem Probsteer, 13. September 2012)

ast. Heikendorf. Eines hilft bei der Bewältigung von Trauer den allermeisten: über den Schmerz zu reden. Nachdem die Heikendorfer Hospizbewegung „Bis dann...“ mehrere Bitten erhalten hatte, ein Angebot für Trauernde zu initiieren, gibt es nun ein Trauer-Café an jedem ersten Dienstag im Monat. Und dieses Angebot nahmen sechs Trauernde vergangene Woche das erste Mal an: „Es hat sich gezeigt, dass dieses Angebot in Heikendorf gefehlt hat“, sagt Lars Helbsing von der evangelischen Stadtmission Kiel, der das neue Projekt mit der Hospizbewegung leitet. „Bei einigen sprudelte es heraus“, bestätigt Petra Bleicken, 2. Vorsitzende von „Bis dann...“, den Gesprächsbedarf. Es stehe den Besuchern jedoch frei, auch nichts über die persönliche Situation zu erzählen. „Man muss nichts von sich preisgeben, wenn man nicht will, jeder kann dosieren“, sagt Ortrun Lohsen. Anderen nur zuzuhören, könne schon helfen. Dann setze sich die Erkenntnis durch, ich bin nicht allein mit meinen Gefühlen, auch anderen geht es so. Überhaupt: Der erste Schritt, überhaupt zu kommen, sei oft der schwerste. Vorbild ist das Trauer-Café in Preetz, das der dortige Hospizverein seit Mai 2011 einmal im Monat anbietet. Auffällig: An der langen Kaffeetafel im Altenhilfezentrum saßen ausschließlich Frauen. Für Männer sei es wohl noch ein Stück schwieriger, über ihre Trauer zu sprechen, so die Beobachtung der Moderatoren, die sich um eine aufgeschlossene Atmosphäre bei den Treffen bemühen. Wo weinen erlaubt ist, ohne dass betretenes Schweigen herrscht. Wo der Austausch Wege aus der tiefen Trauer ermöglicht. Eine neue Erfahrung für Lars Helbsing war. Zeit heilt nicht alle Wunden, man lerne, mit der Trauer zu leben, Wege zu finden, damit umzugehen. Damit auf Jeden eingegangen werden kann, halten die Moderatoren eine Gruppengröße bis zehn Personen für ideal. Nach dem zweistündigen Treffen gibt es die Möglichkeit zu Einzelgesprächen. Schön fänden es Lars Helbsing und die Hospizbegleiterinnen, wenn sich das Café für Trauernde zu einer ersten Anlaufstelle entwickle, um neue Kontakte zu knüpfen und privat etwas miteinander zu unternehmen. Alle aus Heikendorf und Umgebung sind zum nächsten Termin am 2. Oktober von 15 bis 17 Uhr im ersten Stock des Altenhilfezentrums Heikendorf, Langer Rehm 14, willkommen. Kontakt vorab bei Lars Helbsing unter 0431 24874715 oder Marion Marx von der Sozialstation, Tel. 0431 240955.

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Ortrun Lohsen, Lars Helbsing und Petra Bleicken (v.l.) moderieren den möglichst ungezwungenen Gesprächskreis. Nicht auf dem Bild sind die Hospizbegleiterinnen Gitta Wolters und Renate Sorgenfrey. Foto Stolte

»Wie würdevoll kann der Tod sein?«

(Aus dem Probsteer 28.11.2012)

ast. Heikendorf. „Wir können nichts mehr tun.“ Spricht ein Klinikarzt diese Worte aus, erscheint das Sterben noch ein Stück qualvoller. Dr. Christian Hartmann, Allgemein- und Palliativmediziner, weiß, wie sich Schwerstkranke fühlen, die Ärzte kurz vor dem Tod aus dem Krankenhaus entlassen, da ihre Krankheit definitiv unheilbar ist. Das Krankenhaus als Ort des Heilens, nicht des Sterbens. „Der Patient steht vor dem nichts. Er und seine Angehörigen müssen da abgeholt werden“, teilte Hartmann 30 Zuhörern mit, die zum Diskussionsabend der Heikendorfer Hospizbewegung „Bis dann…“ in den Ratssaal gekommen waren. Thema: „Hunger, Durst, Angst und Schmerz am Lebensende“. Mediziner wie Dr. Christian Hartmann behandeln ihre Patienten palliativ, wollen ihre Schmerzen also lindern. Es ist das erste Versprechen, das er einem Kranken gibt: Ich bin nicht hier, um zu heilen. Sondern um in die letzten Tage und Wochen des Lebens Freude und Qualität zu bringen. Meist betreut er Krebskranke. Manchmal sterben sie kurz nach der ersten Begegnung, eine Patientin hat er ein ganzes Jahr begleitet.

Die Schwerstkranken lernt Hartmann über den SAPV (Spezialisierte ambulante palliative Versorgung) kennen. Dieser Dienst hat eine Koordinationsstelle in Kiel. Für die Patienten sei der SAPV rund um die Uhr zu erreichen, berichtete Julia Röhricht vom sechsköpfigen Team Laboe, zuständig für die gesamte Probstei und Umgebung. Kranken wie Angehörigen soll das Gefühl vermittelt werden, nie allein zu sein, Tag und Nacht.

Den Antrag auf eine Betreuung vom SAPV muss ein Klinikarzt, Hausarzt oder Palliativmediziner stellen. Der Medizinische Dienst der Krankenkassen prüft die Situation. Bei Schwerstkranken werde selten abgelehnt, so Hartmann. Schwieriger sei die Situation bei denen, die an Demenz leiden. Palliativmediziner wie Hartmann versuchen zunächst, die Situation zu verstehen. Er findet, die Kranken sollten wissen, wie lange ihnen wahrscheinlich zu leben vergönnt ist, um ihnen die Unruhe zu nehmen. Medikamente sollen die Schmerzen in den Griff zu bekommen. Auch Angehörige ermutigen er und der SAPV, ihre Gefühle zu äußern. Beziehungen könnten in der finalen Phase vor dem Tod noch wachsen. Hartmann möchte die Kranken dazu bringen, ihn zu fragen: Was passiert, wenn ich sterbe? Dann berichtet er, die Natur habe so es eingerichtet, dass das Nierenversagen schläfrig macht. Bei vielen komme es so zu einer „inneren Narkose“, sagt er: „Das halte ich für etwas Segensreiches.“

Nur Mediziner dürfen einen SAPV-Antrag stellen, jeder kann sich allerdings an den Dienst wenden: unter 0431 1496218 oder www.sapv-team-kiel.de.

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Dr. Ernst Reimer, früherer Internist in Heikendorf, Praxisnachfolger Dr. Christian Hartmann, Julia Röhricht vom SAPV-Team Laboe und Beate Peters, Pflegedienstleiterin des DRK Heikendorf, diskutieren über Möglichkeiten und Hindernisse für einen würdevollen Tod.